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FC Wiedersbach-Neunkirchen – SSV Egenhausen 3:4 (3:0)

1. Spieltag (Nachholspiel)

Ein Dorf mischt die Liga auf! Nach einer zur Halbzeitpause nicht für möglich gehaltenen Aufholjagd drehte der SSV Egenhausen einen 3:0-Pausenrückstand in einen 3:4-Last-Minute-Sieg beim letztjährigen Aufstiegsrelegationsteilnehmer FC Wiedersbach-Neunkirchen und bleibt an der Tabellenspitze. Ernüchterung, Hoffnung, Emotionen, Gänsehaut und am Ende Ekstase pur sind die Stichworte dieses denkwürdigen Freitagabends!

Coach Gerd Fleischmann musste vor der Partie schon schwere Entscheidungen treffen, denn es standen mehr Spieler als Kaderplätze zur Verfügung. Mit sechs Auswechselspieler wollte sich Gerdi dennoch alle Möglichkeiten offen halten. Die für dieses Spiel nicht berücksichtigten Spieler nahmen die Entscheidung professionell auf, im Dienste der Mannschaft sind sie als Unterstützer dafür an der Seitenlinie dabei. Alex Münz und Dominik Stoll kehrten zusammen mit Torwart-Urgestein Maggi in die Startelf zurück, weitere Änderungen waren vorerst nicht angedacht. Von Beginn an merkte man, die kleine Spielfeldgröße kam unserer Mannschaft alles andere als entgegen. Es war bei Elf gegen Elf zeitweise richtig eng, oftmals stand man sich gerade in der Mitte auf den Füßen und so kam man anfangs nur bedingt ins Spiel. Die Gastgeber wiederum versuchten mit langen zielgenauen Bällen ihre Angreifer einzusetzen, was vorwiegend unsere Innenverteidiger Gonzo & Fabi Schäfer zwar zu verteidigen wussten, doch die sogenannten „zweiten Bälle“ landeten fast ausschließlich beim Gegner und damit entstanden weitere Drucksituationen auf unsere Defensivreihen. Bei den wenigen Entlastungsangriffen war ständig eine Ungenauigkeit oder falsche Enscheidung dafür ausschlaggebend, die es dem FC einfach machten, die Bälle zurück in die eigenen Reihen zu bekommen. So kam vom SSV keine große Gefahr auf, was Wiedersbach-Neunkirchen in der 24. Minute mit einem Angriff über deren rechter Angriffsseite bestrafte. Der Ball wurde schnell nach vorne gespielt und ein humorloser Abschluss ins kurze Eck von Andre Häßlein bescherte in der 24. Minute die Führung für den Gastgeber. Unser Team schüttelte sich kurz, wollte nun offensiver agieren, doch es wurden keine Abschlusspositionen gefunden. Basti kam im Sechzehner zwar zu Fall, doch die Pfeife des Schiedsrichters blieb stumm, „das Foul“ reichte nicht für einen Strafstoß. Davon etwas irritiert und nachtragend beschäftigte sich unsere Mannschaft mehr mit dem Unparteiischen, als mit dem Spiel selbst. Die Konsequenz ließ nicht lange auf sich warten. Torjäger Christoph Masuch wurde in der rechten Strafraumhälfte gut in Szene gesetzt, behielt vor Maggi die Nerven und baute mit einem Flachschuss ins Eck die Führung in der 37. Minute auf 2:0 aus. Davon beflügelt, folgte zwei Minuten später eine Ballstafette des FC, wonach erneut Andre Häßlein allein vor Maggi auftaucht und den Ball gefühlvoll zum persönlichen Doppelpack über Maggi hinweg ins Tor chipt – 3:0. Die letzten Minuten vor der Halbzeit braute sich dann etwas zusammen. Zum Einen war das Donnerwetter von Gerdi in der Halbzeitpause für alle Beteiligten zu erwarten, zum Anderen fing der Himmel an sich schwarz einzufärben, um seinen Unmut über die SSV-Leistung mit aufziehenden Gewitterwolken langsam aber sicher auch Kund tun zu wollen.

Nach der doch eher besonnenen Halbzeitanalayse von unserem Trainer und der neuen taktischen Ausrichtung für die zweite Halbzeit konnte sich Wettergott Petrus es nicht verkneifen, das Gewitter vereint mit Donner, Blitzen und Starkregen über den Platz fegen zu lassen. Der Wiederanpfiff verzögerte sich dadurch um weitere 15 Minuten, was manche zum Kleidungswechsel nutzten und ihr Schuhwerk den neuen Gegebenheiten anpassten. Ein SSV-ler wiederum striff sich in die Klamotten des Heimteams über, um das Gefühl der vermeintlich sicheren 3:0-Führung genießen zu können (Kostet! ;-)).

Niemand, aber auch wirklich niemand, konnte sich vorstellen, was die anstehende zweite Halbzeit für die Mannschaften und eisern da gebliebenen Zuschauer noch bereit hält. Denn ab Wiederbeginn gestaltete sich ein komplett anderes Spiel. Der SSV war griffig in den Zweikämpfen, Kopfballduelle waren kaum mehr Duelle, denn so gut wie jeder hohe Ball wurde 1-A von unserem Defensivbollwerk weggeköpft. Der große Unterschied zur ersten Hälfte lag darin, dass der eigene Mitspieler gefunden wurde. Auch im Passspiel änderte sich alles beim SSV, der FC fand sich durch den ausgeübten Druck meist nur um seinen eigenen Sechzehnmeterraum wieder. Erste Torschüsse verpufften noch, doch mit der Zeit taten sich Räume auf den Außenbahnen auf, welche es in der ersten Hälfte nicht gegeben hatte. In der 58. Minute rannte dann Timo „Turbo“ Ullrich auf rechts durch, bei der Hereingabe waren sich der FC-Verteidiger und -Torwart uneinig und Timo staubte zum 3:1 ab. Die Blicke wanderten zur Uhr: Knapp über eine halbe Stunde noch zu spielen, das im zweiten Abschnitt bisher Gesehene lässt den einen oder anderen SSV-Ultra doch wieder leicht hoffen. Die Druckphasen unseres Teams blieben weiter aufrecht, nur belohnt wurden sie nicht. Der FC setzte noch einzelne Nadelstiche, ein Tor der Gastgeber fand jedoch aufgrund einer Abseitsstellung keine Anerkennung beim Schiedsrichter. Die Zeit lief unserem Team allmählich davon, doch Basti Stoll hatte eine Idee: Er passte den Ball zu Christoph Wust auf der linken Seite, der sich ein Herz fasste und mit seinem starken linken Fuß das Spielgerät unhaltbar ins lange Eck drosch. Der Anschlusstreffer zum 3:2, der SSV wird doch nicht etwa erneut einen Punktgewinn nach Rückstand schaffen? Kurze Zeit später tatsächlich die Riesenmöglichkeit! Unser Torgarant Pina erhält die Chance per Handelfmeter das Spiel zu egalisieren. Es sollte aber nicht sein. Pina schiebt die Murmel genau in die Ecke, in die der Torwart gehechtet ist, auch der Nachschuss wurde vom Torwart vereitelt. Kein Vorwurf an Pina, bei diesem Spielstand und -verlauf die Verantwortung zu übernehmen, zeigt einfach auch sein Selbstvertrauen. Und wer glaubte, unser Team steckt deshalb auf, der kannte den Teamgeist und die Moral dieses Teams (noch) nicht. Davon weiter angespornt und noch knappen sechs Minuten plus Nachspielzeit, das Ding rumzureißen ging es weiter nur in Richtung Tor der Gastgeber. Die Trauer und Tränen über den vergebenen Strafstoß noch gar nicht verarbeitet, passierte es in der 85. Minute tatsächlich. Im Gewühl im Fünfmeterraum nach einem Torschuss behält der eingewechselte Kapitän Alex Seitz den Überblick und führt unsere Mannschaft tatsächlich zum 3:3-Ausgleich und einem möglichen Punktgewinn. Doch es waren ja noch fünf Minuten und Nachspielzeit zu absolvieren, was passiert in diesem denkwürdigen Spiel noch? Die Bank, die Zuschauer, einfach alle um den Sportplatz waren gefangen von dieser Spannung, die in der 89. Minute seinen Gipfel gefunden hat. Pina erhält den Ball aus der Mitte durchgesteckt und da zeigte er warum er an der Spitze der Torjägerliste steht: Ballannahme, ein weiterer kurzer Kontakt und dann vollstreckt er mit der Innenseite am Torwart vorbei ins Eck. WAHNSINN! Es brachen alle Dämme, eine Jubeltraube sucht die nächste auf und neben dem Platz, Emotionen, Gänsehaut pur. Nur einer auf dem Platz, nämlich der Schiedsrichter machte schnell klar, die fünf Minuten Nachspielzeit werden deshalb nicht weg gelassen, Wiedersbach-Neunkirchen hat selbst noch die Chance auf etwas Zählbares. Es gab tatsächlich noch zwei Standards, die wurden nur, wie die gesamte zweite Hälfte, mit einer rigorosen Konsequenz verteidigt, sodass der Schiedsrichter wenig später seine Pfeife in den Mund nahm und den erlösenden Abpfiff ertönen ließ.

Spieler, Betreuer und alle SSV-Anhänger lagen sich in den Armen, hier geschah etwas Außergewöhnliches. Die Ekstase nach diesem Spiel hatte seinen freien Lauf. Einige suchten ihre Stimme, andere suchen auch Stunden nach dem Spiel noch Worte für diesen Abend.

Es bleibt wiederum eins festzuhalten: die zweiten 45 Minuten gehören seit Saisonbeginn dem SSV, dies ist auch der körperlichen Fitness und der unglaublichen Moral zu verdanken. Der Lohn hierfür drückt sich in der Tabelle nach 4 Spieltagen und den 12 erreichten Punkten wiefolgt aus: SPITZENREITER!!! Bereits diesen Sonntag kommt mit der SG Colmberg/Oberdachstetten das einzig weitere Team ohne Punktverlust ins Waldstadion, die SG hatte letzte Woche spielfrei und steht daher bei 9 Punkten. Dieses Derby steht damit nun als Spitzenspiel der A-Klasse 2 am 5. Spieltag fest.

Zum Abschluss ein besonderer Dank: Zur Mannschaft gehören auch immer die Fans/Zuschauer. Sie waren bei diesem Spiel genauso wichtig, um das Ding noch zu drehen. Die Unterstützung trotz der widrigen Umstände in mehrfacher Hinsicht machte es noch einmal besonders für das Team. Deshalb DANKE für eure ungebrochene Unterstützung!

Tore:

1:0 Andre Häßlein (24. Minute)

2:0 Christoph Masuch (37. Minute)

3:0 Andre Häßlein (39. Minute)

3:1 Timo Ullrich (58. Minute)

3:2 Christoph Wust (62. Minute)

3:3 Alexander Seitz (88. Minute)

3:4 Jonas Wagner (89. Minute)

Weitere Infos: FuPa-Spielbericht